Flo schreibt schon seit ein paar Jahren. Dies und das, aus seiner Zeit als pädagogische Fachkraft, über Schule, (Nicht)Erziehung, Partnerschaft, über sich und sein Heilen von der alten Autorität. Manchmal auch über das Mann und Vater sein, in einer Welt, die dringend präsente Väter braucht, aber selten auf gelungen Rollenvorbilder zurückgreifen kann. Bis jetzt nur auf Facebook, gibt es die Texte nun auch hier! :-)
08/05/2023
“Nicht die Mama!!” Teil 2….
Ach so… Dass deine Beziehung zu deinem Kind deine Sache ist, bedeutet übrigens auch, dass das umgekehrt ebenso auf deine Partnerin und Mama deines Kindes zutrifft. Ihre Beziehung zu eurem Kind, das ist ihre Sache. Das Kind gehört ohnehin keinem von euch, und auch ihr zwei gehört nur euch selbst. Und keine Angst, ihr dürft verschieden sein, ohne dass euer Kind Schaden nimmt. Ihr dürft eure eigenen individuellen Grenzen und Werte haben. Letztlich bist du nur derjenige, der zu seinen eigenen Grenzen und Bedürfnissen stehen muss, mit dem Wissen, dass diese vielleicht nicht universell sind. Und eigentlich weißt du das auch. Aber vielleicht macht es dich auch manchmal einfach wütend, dass die Mama abends oder überhaupt noch so viel mit dem Kind spielen kann, wo es doch lernen muss, sich auch mal allein zu beschäftigen? Du kannst es aus deinen guten Gründen nicht. Aber habt ihr mal darüber gesprochen? Du hast Angst, dass es verwöhnt wird und überhaupt brauchen Kinder feste frühe Bettgehzeiten? Gerade abends müsst ihr doch auch mal Feierabend haben? Du bist doch schließlich auch noch da! Und du hast auch Bedürfnisse. Ja! Aber…
Die eine Sache ist die eine, die andere eine vollkommen andere. An manchen Stellen hast du echte Sorge um das “Gelingen eurer Erziehung”. Medien, “gutes Benehmen”… Wir sind ebenso voll mit alten spezifischen Glaubenssätzen, und sie sitzen auch bei uns tief. Wir können aber sachlich über ganz konkrete Aspekte von Entwicklung bei Kindern sprechen. Dazu gibt es Studien und Forschungszweige, damit könnte ich dir begegnen.
Die andere Sache ist eine andere, und sie ist vielleicht ein wenig komplizierter. Und sie ist damit verbunden, etwas zuzulassen, was Du heute noch kaum kannst: echten Zugang zu deinen echten Gefühlen finden. Echten Kontakt zu deinem inneren Kind und zu deinen Verletzungen. Wir sind als Jungs sehr häufig der Gefahr körperlicher Gewalt ausgesetzt gewesen, und wenn es nicht uns selbst betraf, dann hatten wir sicher einen Freund, auf den das zutraf. Und auch heute sind Männer ungleich häufiger körperlicher Gewalt ausgesetzt. Wir sind oft liegengelassen worden, wenn wir als Babies geweint und gerufen haben und es ist mittlerweile erwiesen, dass Jungs deutlich distanzierter begegnet und ein Haufen an geschlechterstereotypen Zuschreibungen gleich von Geburt an über sie geschüttet wird. Und viele dieser Zuschreibungen sind negativ besetzt. Wir sind lauter und wilder, haben als Babies Koliken, entwickeln uns langsamer, reden später, sind egoistischer… und; als Erwachsene “Männer” können wir nicht über unsere Gefühle reden. Bämm. Manches kann stimmen, vieles ist Konstruktion und ein paar Sachen sind einfach falsch, und das fühlst du auch.
Allerdings, wenn du aus dem Kreislauf aussteigen willst, sollten wir letzteres wenigstens üben. Zu sagen, was man braucht, ist eine wichtige Sache. Aber um zu wissen, was du brauchst, musst du fühlen können. Und um zu sagen, was du brauchst, musst du reden können. Kannst du? Falls du möchtest und nicht kannst; könnte ich dir helfen? Wollen wir zusammen üben?
AndersArtig-Flo
Admin - 09:55:57 | Kommentar hinzufügen